Mit großer Mehrheit wurde der Rosenheimer Stadtrat Abuzar Erdogan bei der Aufstellungskonferenz am 8. Oktober in Neubeuern zum Kandidaten für den Stadt und Land umfassenden Wahlkreis gewählt. Die Delegierten gaben ihm am Ende den Vorzug vor dem Bad Aiblinger SPD-Ortsvorsitzenden Prof. Dr. Nikolaus Netzer, der sich ebenfalls beworben hatte. Im Vorfeld hatten beide Kandidaten auf fünf Regionalkonferenzen mit den Parteimitgliedern vor Ort diskutiert; "ein Beweis lebender Demokratie mit zwei hervorragenden Kandidaten, einer Volkspartei wie der SPD würdig", lobt Kreisvorsitzende Alexandra Burgmaier. Abuzar Erdogan möchte im Wahlkampf die Bevölkerung mit den Kernthemen der SPD erreichen. "Die Sozialdemokratie ist das soziale Gewissen unseres Landes!", erklärte er unter großem Beifall der Delegierten.
Die SPD setzt mit Erdogan auf einen jungen und engagierten Nachwuchspolitiker, der schon im Alter von 15 Jahren in die SPD eingetreten ist, um sich für eine gerechte und weltoffene Gesellschaft einzusetzen. "Die SPD erschien mir die richtige Partei für diese Ziele zu sein; unser heutiger Sozialstaat, die Arbeitnehmerrechte, sozialer Wohnungsbau und das Frauenwahlrecht - all das haben Sozialdemokraten durchgesetzt", erklärt er sein Engagement für die traditionelle Volkspartei. Seit 2014 packt er als Stadtrat in Rosenheim selbst an und hat zahlreiche Initiativen insbesondere zu den Themen Verkehr und bezahlbarer Wohnraum, aber auch etwa zur schwierigen Frage der Sperrzeiten gestartet. Daneben ist er in zahlreichen Organisationen wie dem Kreisjugendring oder dem Verein "Gesicht zeigen - Rosenheimer Bündnis gegen rechts" aktiv.
Im Bundestag will er sich vor allem für den Erhalt des sozialen Friedens in Deutschland einsetzen. Dazu gehört in erster Linie ein zukunftsfähiges Rentensystem. "Wer 40 Jahre für 1.800 Euro brutto gearbeitet und auch noch Kinder groß gezogen hat, muss mehr als nur knapp 900 Euro Rente bekommen", betonte er in seiner Rede. Daneben möchte er sich für faire Löhne, eine Einschränkung des Mißbrauchs von befristeten und Leiharbeitsverträgen sowie Lösungen für bezahlbaren Wohnraum einsetzen. "Der Markt wird das nicht richten, im Gegenteil; das Problem ist auch in Rosenhein längst angekommen, wo selbst Durchschnittsverdiener Probleme haben, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Die Menschen erwarten, dass die Politik endlich handelt!", findet Erdogan und möchte mit der SPD gerne mehr durchsetzen als das bisher in der Regierung Erreichte. Mit der CSU sei hier kein Blumentopf zu gewinnen, schließlich hätte sie die Zeche für die Millionenpleite der Hypo Group Adria ausschließlich die Mieter der staatlichen GBW-Wohnungen bezahlen lassen.
Im Wahlkreis sieht er Handlungsbedarf vor allem bei der Verkehrspolitik. "Die SPD in der Region ist klar gegen einen autobahnähnlichen Ausbau der B15 und fordert beim Brenner-Basis-Tunnel eine echte Bürgerbeteiligung statt der von der CSU praktizierten Light-Version". Erklärtes Ziel sei eine Verlagerung von der Straße auf die Schiene, vor allem aus ökologischen Gründen. Dazu reiche der Bau neuer Trassen aber nicht aus. Flankierende Maßnahmen wie etwa zusätzliche Ladestationen und innovativer Lärmschutz seien erforderlich. "Soweit ist Herr Dobrindt leider noch lange nicht", betonte er die Notwendigkeit eines Rosenheimer SPD-Bundestagsabgeordneten in Berlin. Für seine Rede erhielt Erdogan großen Beifall der Delegierten, die ihn für eine Bereicherung der Berliner Abgeordneten-Schar halten würden.
Respekt erntete aber auch der Auftritt des zweiten Bewerbers, Prof. Nikolaus Netzer. Er setzte in seiner Bewerbungsrede den Schwerpunkt auf gesundheitspolitische Themen, die er als Klinikleiter und Medizinprofessor bestens beurteilen kann. Für ihn stellt sich in Berlin vor allem die Aufgabe der Einführung einer gut durchdachten Bürgerversicherung und einer lückenlosen Absicherung durch die Pflegeversicherung. "Im Gesundheitssektor ist genügend Geld vorhanden, leider wird es teilweise falsch eingesetzt, etwa zu Gunsten der Apparatemedizin und der Pharmakonzerne. Diese Verschwendung zu stoppen, würde enorme Mittel zur Entlastung der Krankenversicherten, der Rentner und auch der Pflegebedürftigen freisetzen", erläuterte er fachkundig. Auch er betonte die Notwendigkeit einer Herstellung ausreichender Renten und der Schaffung bezahlbaren Wohnraums. Weiterhin müsse mehr für die Bildung getan werden, und zwar auch von der bundespolitischen Ebene. Dazu müsse das Kooperationsverbot abgeschafft werden, so dass der Bund aktiv in die Bildung investieren könne, anstatt dies ausschließlich den teilweise maroden Haushalten der Länder zu überlassen. Ebenso wie Erdogan bewies auch Netzer mit seiner Rede, dass seine Wahl in den Bundestag dort viele positive Impulse setzen könnte.
Beide Kandidaten bestätigten sich gegenseitig ihre Wertschätzung und bedankten sich für das faire Verhalten in der Bewerbungsphase. Am Ende mussten sich die Delegierten entscheiden und kürten schließlich Abuzar Erdogan zu ihrem Kandidaten für den Bundestag. "Eine ausgezeichnete Wahl - mit ihm können wir glaubwürdig unsere sozialdemokratischen Inhalte nach außen vertreten!", glaubt die Rosenheimer Vorsitzende Elisabeth Jordan. Auch Kreisvorsitzende Alexander Burgmaier sieht die SPD gut gerüstet für den anstehenden Bundestagswahlkampf und hofft auf ein gutes Wahlergebnis. Natürlich versäumte auch Europaabgeordnete Maria Noichl nicht, dem jungen Kandidaten, den sie für ein "politisches Naturtalent" hält, bei seinem Weg in die große Politik toi, toi, toi zu wünschen. #
Setzen auf ein gutes Wahlergebnis bei der Bundestagswahl: Elisabeth Jordan (SPD-Vorsitzende Rosenheim-Stadt), Abuzar Erdogan (Bundestagskandidat) und Alexandra Burgmaier (SPD-Vorsitzende Rosenheim Land).