Der Einladung gefolgt waren zahlreiche ehrenamtlich Tätige vor allem aus Prien und den Umlandgemeinden aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen (wie z.B. Eine Welt Initiative Prien, Hospizgruppe Prien, Bürgerhilfe Rimsting, Besuchsdienst Prien, Musikkapelle Wildenwart, Bürgerbus Chiemsee, TuS Bad Endorf, Wasserwacht Bernau, Verband bayerischer Amateurtheater).
Kreisvorsitzende Alexandra Burgmaier freute sich, so viele Gäste begrüßen zu dürfen. „Dies zeigt, wie stark die Gesellschaft vom Ehrenamt geprägt wird; die Politik muss sich dessen bewusst sein und tut gut daran, sich für dieses Engagement auch einmal zu bedanken“, betonte sie. Gleichzeitig warb sie aber auch für eine stärkere Anerkennung der politischen Arbeit, die ja auch überwiegend ehrenamtlich geleistet werde. Viele der sog. Politikverdrossenen seien sich z.B. des zeitraubenden Engagements von Stadt- und Gemeinderäten nicht bewusst, die sich parteiübergreifend um die Belange vor Ort kümmerten.
Auch Jürgen Seifert, 1. Bürgermeister von Prien, stellte in seinem Grußwort die Bedeutung des Ehrenamts für den Zusammenhalt der Gesellschaft heraus. Viele dieser Tätigkeiten erreichten Ziele, für welche der Politik überhaupt keine Instrumente zur Verfügung stünden, etwa in den Bereichen Sport und Kultur. Er ermutigte die Anwesenden ausdrücklich, die Politik mit ihren Erfahrungen und Bedürfnisse ständig zu konfrontieren. „Wenn ein Vereinsvorsitzender ungeduldig an meine Tür klopft, um auf ein Problem aufmerksam zu machen, dann weiß ich, dass unser Gemeinwesen funktioniert“, so Seifert. Weitere Grußworte aus Prien sprach der SPD-Vorsitzende und 3. Bürgermeister, Alfred Schelhas.
Markus Rinderspacher betonte schließlich in seiner Ansprache den großen Nutzen, den die Gesellschaft aus der Arbeit von Non-Profit-Organisationen beziehe. „Unsere Gesellschaft entwickelt sich in eine Richtung, in der das immer wichtiger wird“, meinte Rinderspacher mit Verweis auf das zunehmende Auseinanderdriften des gesellschaftlichen Gefüges. „Wer genau hinsieht, braucht die zahlreichen Studien der Soziologen gar nicht mehr: unserem Land droht das Abhandenkommen einheitlicher Lebensverhältnisse“. Nicht nur die Kluft zwischen Arm und Reich werde immer größer; auch bei den Bildungschancen gehe die Balance verloren und die Durchmischung von sozialen Milieus finde immer weniger statt. „Zu Zeiten meiner Eltern waren die Arztserien-Klischees wie ‚Chefarzt heiratet Krankenschwester‘ noch gelebte Realität; heute stellen wir fest, dass z.B. Akademiker in ihren beruflichen und sozialen Beziehungen fast vollständig unter sich bleiben“, beschrieb Rinderspacher die Gefahr einer Bildung von Parallel-Gesellschaften – in beide Richtungen.
„Ehrenamtliche Tätigkeit lebt genau das Gegenteil: Das gemeinsame Ziel führt Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten zusammen und lässt sie ihre Erfahrungen teilen. Beim gemeinsamen Musizieren oder im Sportverein, bei der Unterstützung von Kranken und Bedürftigen oder in der Bürgerinitiative: hier zählen weder Alter noch Herkunft, alle bringen gleichermaßen ihre unterschiedlichen Erfahrungen ein und können so auch voneinander lernen.“ Sozialdemokraten hätten genau diese Vorstellung von Gesellschaft, weshalb er seine Aufgabe als Politiker darin sehe, die notwendigen Rahmenbedingungen hierfür zu setzen. Auch aus diesem Grund setze sich die SPD-Landtagsfraktion seit langem für eine Stärkung der kommunalen Ebene ein. Leider lasse die Staatsregierung die Kommunen um ihre viel zu geringen Zuweisungen auch noch betteln; vergleichbare Bundesländer wie etwa Baden-Württemberg wiesen ihren Kommunen aus den staatlichen Einnahmen doppelt so viel zu in Bayern. „Das Engagement der Menschen für ihre Mitmenschen und Umwelt kann sich nur auf der kommunalen Ebene entfalten; wer die Kommunen stärkt, stärkt die Lebensbedingungen der Menschen“, appellierte Rinderspacher an die Staatsregierung, diese Ebene endlich in ihrer zentralen Bedeutung zu erkennen.
Im Anschluss stand er noch für zahlreiche Einzelgespräche mit den Gästen zur Verfügung, die rege von der Möglichkeit Gebrauch machten, ihm ihre Erfahrungen und Anregungen für seine Arbeit im Landtag mit auf den Weg zu geben. (Text: Franz Krutzenbichler, 11/2014)