SPD-Kreistagsfraktion fordert: Kreis soll beim Wohnungsbau anschieben

15. April 2015

Die Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises Rosenheim verfügt derzeit über 44 gesellschaftseigene Wohnungen. Sie befinden sich in sechs verschiedenen Gebäuden (jeweils drei in Bad Aibling und Prien) und verfügen über eine Gesamtfläche von 3286 Quadratmetern.

Angesichts der absoluten Knappheit an bezahlbarem Wohnraum für sozial Schwächere hat SPD-Fraktionssprecher Peter Kloo in der gestrigen Sitzung des Kreisausschusses nicht zum ersten Mal angemahnt, dass die Gesellschaft wieder mehr Aktivitäten entwickeln müsse. Mit Erfolg: Der Kolbermoorer Bürgermeister erhielt im Grundsatz Unterstützung

aus allen Fraktionen für seinen Vorstoß, Landrat Wolfgang Berthaler sicherte zu, bis Ende Juli ein Konzept für das weitere Vorgehen vorzulegen und dieses dann in den zuständigen Kreisgremien zu erörtern.

In seiner Antwort auf einen sechs Fragen umfassenden Antrag auf Auskunft, den die SPD-Fraktion eingebracht hatte, verwies Berthaler darauf, dass der Landkreis über zwei unbebaute Grundstücke verfügt, auf denen sozialer Wohnungsbau verwirklicht werden könnte: eine 5153 Quadratmeter großer Fläche in Wasserburg und eine mit rund 1000 Quadratmetern in Rosenheim. Mit dem Antrag der SPD befasst sich auch der Kreistag, der am heutigen Mittwoch um 9 Uhr im Landratsamt zusammenkommt.

Kloo sprach von "einer dramatischen Situation" auf dem heimischen Wohnungsmarkt, die dazu führe, dass auch Leistungsträger der Gesellschaft die Mieten oft nicht mehr berappen könnten. Er sieht dringenden Handlungsbedarf und erachtet die Struktur der Wohnungsbaugesellschaft, die derzeit vom Leitenden Regierungsdirektor Robert Bauer ehrenamtlich geführt wird, als nicht mehr zeitgemäß. Gleichzeitig regte er an, die Bauweise bei Einheimischen-Programmen zu überdenken. Anstelle der üblichen Einfamilienhäuser solle man auch den Bau von Geschosswohnungen in Ortszentren ins Auge fassen.

Der Landrat stimmte Kloos Analyse grundsätzlich zu, möchte aber nicht Grundstücke um jeden Preis kaufen, nur weil der Markt abgegrast sei. Berthaler wörtlich: "Ich will mich nicht ins Haifischbecken der Bauträger begeben". Deshalb bat er um ein paar Monate Zeit, um ein Konzept vorzulegen.

Der Wasserburger Bürgermeister Michael Kölbl (SPD) sieht das freie Landkreis-Grundstück in seiner Stadt als "klassisches Areal" für sozialen Wohnungsbau und kann nicht verstehen, warum diese Fläche 20 Jahre lang "gehortet" wurde. Sein Pruttinger Kollege Hans Loy (CSU) erinnerte daran, schon vor zehn Jahren in dieselbe Richtung wie Kloo "trompetet" zu haben. "Damals bin ich nicht gehört worden." Sepp Lausch (Bayernpartei) unterstützt ebenfalls Kloos Vorstoß, sieht aber die Gefahr, dass die Wohnbaugesellschaft des Landkreises bei einer Umänderung ihrer Struktur zu einem "Wasserkopf" werden könnte. Konter des SPD-Fraktionssprechers: "Bevor man Angst vor einem Wasserkopf hat, sollte man erst einmal einen Körper haben, der lebt."

Leitender Regierungsdirektor Robert Bauer zeigte sich eher skeptisch. Er erinnerte daran, dass Wohnungsbau eigentlich keine Aufgabe des Landkreises sei. Die Gemeinnützigkeit der Gesellschaft hindere sie zudem daran, wie ein Bauträger zu fungieren und in größerem Rahmen neue Wohnungen zu schaffen. Einen hauptamtlichen Geschäftsführer einzustellen, koste zudem Geld.

(Quelle: OVB vom 15.04.15)

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