Altersarmut - Rentenexperte Josef Kress del-Bondio sprach in Mietraching über Lösungsmöglichkeiten

15. Juli 2015

Wir leben in einem wohlhabenden Bundesland. Dennoch sind in Bayern 1,7 Millionen Menschen armutsgefährdet, bei den Rentnerinnen und Rentnern ist das jeder Vierte. Wie aber kann man Altersarmut bekämpfen oder am besten schon im Voraus gar nicht erst aufkommen lassen? Rentenexperte Josef Kress del-Bondio zeigte in einem bestens besuchten Vortrag im Gasthof Kriechbaumer/Mietraching Lösungsansätze auf – verbunden mit klaren Forderungen an die Politik.

Selten kann der Kreisvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft 60plus der SPD Rosenheim –Land und Mitglied im Landesvorstand der AG60plus, Heinz Oesterle, so viele Interessenten aller Altersstufen zu einer Fachveranstaltung begrüßen. Unter ihnen auch den Bezirksvorsitzenden der AG 60plus, Bertram Hacker, die stellvertretende Landrätin und Kreisvorsitzende der SPD-Rosenheim-Land, Alexandra Burgmaier, sowie die 3. Bürgermeisterin der Stadt Bad Aibling Kristin Sauter und den SPD-OV-Vorsitzenden von Bad Aibling Josef Taufer.

Sie alle wollten im vollbesetzten Irmigard-Stüberl im Gasthof Kriechbaumer in Mietraching von dem Rentenexperten der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd, Josef Kress del-Bondio, sich aufzeigen zu lassen, welche Reformbedarfe und -möglichkeiten es aus Sicht eines tagtäglich damit Konfrontierten gibt, um Wege aus der absehbaren Altersarmut zu finden bzw. Altersarmut von vorneherein zu vermeiden. Der Referent zeigte zu Beginn auf, dass ohne die seit 1992 durchgeführte Rentenreform und der darauf aufbauenden weiteren rentenpolitischen Maßnahmen (u.a. auch die sog. Riester-Rente) nach den damaligen Berechnungen auf Grund weniger werdender Beitragszahler, mehr Leistungsempfänger und längeren Rentenlaufzeiten der Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) von 18,7 Prozent sich bis zum Jahre 2030 mindestens verdoppelt hätte. Die Reformen hätten neben arbeitsmarktpolitischen und strukturellen Maßnahmen dazu geführt, dass wir auch heute einem Beitragssatz von 18,7 Prozent haben, der nach den Prognosen bis 2030 lediglich auf 21,9 Prozent ansteigen wird.

„Erkauft“ wurde diese Beitragsstabilität allerdings durch geringere Rentenanpassungen, einem prozentual sinkenden Rentenniveau und der Ausweitung der betrieblichen und privaten Altersvorsorge. In Summe führe dies gemeinsam mit verstärkt unterbrochenen Erwerbsbiografien und der deutlichen Zunahme von Minijobs zu der heutigen und sich verstärkenden Situation, dass insbesondere Frauen, Arbeitslose und Alleinerziehende zunehmend armutsgefährdet sind. Allein in Bayern sind dies in Summe 1,7 Mio. Menschen. Bei den Rentnerinnen und Rentner ist jeder Vierte armutsgefährdet. Und deshalb sei eine „ursachenadäquate Strategie zur Armutsvermeidung“ notwendig.

Für ihn bedeutet dies die Einführung einer obligatorischen Alterssicherung für alle Erwerbstätigen insbesondere auch die Sozialversicherungspflicht für Minijobs, eine bessere Absicherung der Invalidität durch Verbesserung der Erwerbsminderungsrente sowie eine Verbesserung der Zusatzvorsorge beispielsweise durch ein neues Sozialpartnermodell zur Betriebsrente. Ein wesentlicher Schritt zur Vermeidung dauerhafter Niedriglohnarbeit und damit vorhersehbarer Altersarmut sei mit der Einführung des Mindestlohns erreicht worden.

In der anschließend sehr sachlichen und engagierten Diskussion wurde auch darauf verwiesen, dass durch eine langfristig angelegte Umgestaltung der GRV in eine alle Arbeitnehmer umfassende Erwerbstätigenversicherung unter Einbeziehung der Selbstständigen der politisch richtige Weg gesehen wird.